Es gibt kein definiertes Hocherzgebirgisch, teilweise konnte ich zu meiner Schulzeit an Sprachnuancen sogar den genauen Herkunftsort eines Sprechers bestimmen. Erzgebirgisch klingt nicht so weich wie Obersächsisch, beide Dialekte vermischen sich jedoch zunehmend. Als Quasistandard für den erzgebirgischen Dialekt werden die Lieder Anton Günthers angesehen, der unbestritten als wichtigster Mundartdichter gilt.

• Der Förster Max Schreyer (1845-1922) textete vermutlich 1887 mit "Dar Vugelbeerbaam" den größten Hit des Erzgebirges.
• Anton Günther (Toler-Hans-Tonl, 1876-1937) lebte größtenteils in Gottesgab, heute Boží Dar. Es ist das höchstgelegene Städtchen des Gebirges, sein Grab kann dort noch immer besucht werden. Günther gilt als Erfinder der Liedpostkarten, über die viele seiner Lieder populär wurden. Es gibt von ihm selbst eingespielte historische Tonaufnahmen, die überraschend frische Interpretationen mehr im Charakter heutiger Liedermacher statt schmalziger Schunkelei dokumentieren. Am bekanntesten: "Da Uf´nbank", "Feierohmd", "'s Annl mit´n Kannl", "Wu de Wälder haamlich rauschen", "Schneeschuhfahrermarsch".
• Max Wenzel (1879-1946) schrieb hauptsächlich humorvolle Prosa.
• Stephan Dietrich (Saafnlob, 1898-1969) war ein vielseitiger Mundartdichter aus Eibenstock. 
• Erwähnt werden soll noch das in Rothenthal handelnde Theaterstück "Kater Lampe" von Emil Rosenow. Der SPD-Reichstagsabgeordnete lebte zeitweise in Chemnitz und fühlte sich dort in den erzgebirgischen Dialekt ein. 1902 fand die Uraufführung in Breslau statt.

Pionierleistung
    Robin Hermann 2012 / 2013, Eigenverlag, ISBN 978-3-940860-06-4 /  978-3-940860-09-5
    Was bisher kein deutschsprachiges Buch für Touristen über das Erzgebirge geschafft hat, leistet der Kleinverlag von Robin Hermann. Seit der Weihnachtszeit 2007 gehört Tschechien zum Schengen-Raum, man darf die Grenze dorthin quasi auf beliebigen Waldwegen passieren. Es ist sehr reizvoll, in einen Erzgebirgsaufenthalt beide Länder mit ihren unterschiedlichen kulinarischen und religiösen Traditionen einzubeziehen. Auch wenn das ganze Gebirge lange Zeit von deutschstämmigen Bewohnern dominiert war, entwickelten sich am zur Donaumonarchie gehörenden Südhang andere Gewohnheiten als am Nordhang. Seit 2007 ist nun die Erkundung beider Hänge wie gesagt auf beliebigen Wegen legal, das wissen Reisebuchverlage aber offenbar noch nicht. Hermann vollbringt die Pionierleistung, mit seinen zwei Büchern den beiden Ländern gleiches Gewicht zu geben. Mag es auch vordergründig um den schon im Namen des Gebirges enthaltenen Bergbau gehen, so sind beide Bücher durchaus für entdeckungslustige Touristen geeignet. Gelobt werden soll noch der flüssige Schreibstil, Vorkenntnisse sind zum Verständnis nicht nötig.
    Die Hauptteile beschreiben in jeweils alphabetischer Folge die durch den Bergbau geprägten Orte von Albertamy (Band II, Böhmischer Erzbergbau) bis Zwönitz (Band I, Sächsischer Erzbergbau), von Siebenlehn (Band I) im Norden bis Oloví (Band II) im Süden. Erz ist im Erzgebirge allgegenwärtig, so dass kein Anspruch auf Vollständigkeit besteht. Das kurzlebige Bleiberg beispielsweise wird nur kurz erwähnt, die Weiterverarbeitung wie in der Saigerhütte Grünthal oder der Eisenhütte Schmalzgrube hätte den Rahmen des Buches wohl auch gesprengt. An Layout und Einband gibt es nichts zu meckern, die Zinn-Bergordnung hätte freilich besser in das Kapitel zur böhmischen Geschichte gepasst.