Auf Art Labyrinth wird man als Tourist normalerweise nicht aufmerksam. Lediglich eine Broschüre der Staatlichen Tourismusagentur erwähnt ein von Art Labyrinth jährlich organisiertes Festival in vier Zeilen. Ein Wochenende lang gibt es dann ein kleines Camp mit Angeboten der Alternativkultur. Schon über diesen Begriff könnte man lange diskutieren.
Philosophieclub, Kreativkommune, Teehaus, Veranstaltungsort, … Art Labyrinth darf man nicht besuchen, weil man eine Attraktion abhaken oder sich berieseln lassen will. Art Labyrinth erschließt sich erst, wenn man an der Kommunikation teilnimmt. Fast jeder kann englisch, aber mit russisch kommt man noch besser voran. Hier treffen sich jung gebliebene Hauptstädter, um zu entspannen und über Gott und die Welt zu diskutieren. »Ein Platz, um zu sich zu finden«, sagt eine schicke Frau, die sich als Eventmanagerin vorstellt. Sie würde sich hier wie in einer Parallelwelt zu ihrer Arbeit fühlen, käme aber in beiden Welten momentan gut zurecht.
Der Kern der Organisation besteht zur Zeit aus sieben Personen, ich bin verabredet mit einem der Koordinatoren. Er ist Jahrgang 1982, spricht eher mit pastoralem als mit agitierendem Tonfall.
"Soll ich Deinen richtigen Namen verwenden?"
"Schreib lieber Du O Van, das heißt Trommelmacher."
"Seit wann gibt es Art Labyrinth?"
"Weiß ich nicht genau, für Ausstellungen existiert diese Bezeichnung schon lange. Den jetzigen Charakter erhielt unser Projekt 2008, seit wir jährlich ein Sommerfest in schöner Landschaft organisieren. Damals bekamen wir auch erschwingliche Räume für einen festen Treffpunkt in der Stadt angeboten, es handelte sich um ein renovierungsbedürftiges Baudenkmal. Als ein Investor gefunden wurde, mussten wir umziehen. Auch bei der Freilichtbühne im Rosenpark mussten wir gehen, nachdem wir sie wieder in Gang gesetzt hatten. 2012 sind wir schon im dritten renovierungsbedürftigen Baudenkmal, aber dieser Wechsel ist Teil unseres Konzeptes. Wir wollen flexibel in den Köpfen bleiben, also brauchen wir manchmal einen neuen Anfang."
Hier regt sich Widerspruch. Nein, es sei nicht zwangsläufig so, dass man mit einem stabileren Vertrag verkalken würde. Überhaupt existieren verschiedene Meinungen, wie es weitergehen könnte, sogar in Richtung Bauernhofkommune wird gedacht.
"Am Gebäude ist kein Hinweis darauf, dass Ihr hier drin seid."
"Für das Anbringen von Werbeschildern müssten wir Gebühren bezahlen."
"Soll ich überhaupt deutsche Touristen auf Euch aufmerksam machen? Könnte nicht der Charakter Eurer Zusammenkünfte durch Touris kippen?"
"Es wird konsequent die Regel durchgesetzt, dass in unseren Räumen Drogen verboten sind, auch Alkohol und Nikotin. Dies führt schon mal zu einer ganz anderen Partystimmung als in den Diskos. Zweitens gibt es ja sowieso kaum Touristen in Moldau. Und drittens würden wir uns natürlich auch über Geldspenden freuen."
"Eure Einrichtung erinnert mich etwas an die Hippies."
"Wie gesagt, ohne Drogen. Außerdem hält das hier keiner für seine Wohnung, jeder hat ein richtiges Zuhause und viele gehen einer regelmäßigen Arbeit nach. Ich selbst verdiene allerdings nur Geld, indem ich afrikanische Trommeln verkaufe."
"Welche Tageszeit empfehlt Ihr für einen Besuch bei Art Labyrinth?"
"Hier ist immer jemand, das ist Teil unseres Mietvertrages. Den Zugang kann man nicht mehr richtig verschließen, also passt immer jemand auf. Veranstaltungen stehen auf unserer Website, beispielsweise Konzerte oder Puppentheater. Unsere Teerunden heißen Cha Do und finden abends fast täglich statt, jeder darf mitmachen."
Art Labyrinth erreicht man zur Zeit im einstöckigen ehemaligen Gebäude des Zemstvo-Museums an der Strada Alexei Șciusev, zwischen der Strada Maria Cebotari und der Strada Sfatul Țării. Für die Teilnahme an der Teerunde ab 18 Uhr könnte man (schräg gegenüber befindet sich ein Laden) guten Tee, Schokolade oder Trockenfrüchte mitbringen. Auf der Website ist die Teerunde mit einer Dauer bis 23 Uhr angegeben, aber an Tagen ohne sonstige Veranstaltung verläuft sie sich meistens wesentlich früher. Ausgeschriebene Veranstaltungen haben einen moderaten Eintrittspreis, der 50 MDL selten übersteigt. In den Räumen befinden sich Spendenboxen, beispielsweise ein hinter der Teeküche hängender Koffer. Art Labyrinth hat sich unter anderem vorgenommen, demnächst den Hof hinter dem Gebäude gemütlicher zu gestalten. Das jährliche Festival findet an einem Wochenende im Frühsommer statt, Termin und Ort werden zwei-drei Monate vorher bekanntgegeben.
ein paar Fotos vom Festival
Bericht über das erste Outdoor-Festival der Alternativkultur von Art Labyrinth 2008: