Sommerwiese: Urlaub, Polen, Slowakei, Moldova

Riesengroße Burgruinentour

    Bezogen auf die Bevölkerungszahl gibt es in keinem anderen Staat der Welt so viele Burgruinen wie in der Slowakei. Bei ihrer Entstehung und Entwicklung spielte die Herrschaftszeit von Matúš Čák III. (auch Matthäus Csák oder Matthias Tschak, gestorben 1321) eine besonders wichtige Rolle. Der "Herr über Waag und Tatra" (pán Váhu a Tatier) hatte praktisch ein Separatistenreich im Nordwesten des damaligen Ungarn mit der Hauptstadt Trenčín errichtet. Gemeinsam mit Amadé Aba (gestorben 1311) aus Košice beherrschte er ein Gebiet etwa von der Fläche der heutigen Slowakei. Der Niedergang vieler Burgen wiederum begann mit Zerstörungen während der Kuruzenkriege (1671-1711).
    Jede Burg(ruine) erzählt ein Kapitel Kulturgeschichte, außerdem stehen Burg(ruin)en oft auf Hügeln inmitten schöner Landschaften. Einige Beispiele dieser Kombination aus historischen Gemäuer, weiter Aussicht und prächtiger Natur sollte man unbedingt besuchen. Geöffnet sind die meisten Burgruinen der Slowakei 365 Tage im Jahr 24 Stunden lang, der Eintritt ist gratis.
    Ausländische Touristen kennen oft selbst nach mehreren Slowakei-Besuchen nur wenige Burgruinen:
  • Devín (Musumsgelände mit Eintrittspreis), eine Art Nationalheiligtum in einem Vorort der Hauptstadt
  • Čachtice, die Burg der Blutgräfin Elisabeth Báthory, die im Guinness-Buch der Rekorde als Frau mit den meisten Morden angegeben wird,
  • Strečno (frei zugänglicher Vorhof, sonst Musumsgelände mit Eintrittspreis), auffällig gelegen an der Hauptstraße von Žilina nach Martin,
  • Spišský hrad (Musumsgelände mit Eintrittspreis), mit über vier Hektar die größte Burganlage Mitteleuropas.
    Außerdem gibt es nicht zerfallene Burgen mit intakten Räumen, die ebenfalls als Museum hergerichtet sind, wie Červený Kameň, Trenčín, Orava, Krásna Hôrka, ...
    Mein Burgruinenrundreisevorschlag ist in zwei Kapitel eingeteilt, eine Riesengroße Burgruinentour durch das erwähnte "Mattesland" im Westen und eine Mittelgroße Burgruinentour weiter im Osten. Natürlich ist das jetzt nicht so gemeint, dass man dreiundzwanzig beziehungsweise zwölf Burgruinen (und es gibt noch weitere) hintereinander abhaken soll. Ich möchte aber dazu ermutigen, diese Kombination aus Kulturgeschichte und Landschaftsgenuss auch einmal bei unbekannteren Objekten auszuprobieren. Während langer Sommertage ist es durchaus zu schaffen, an einem Tag zwei Ruinen einschließlich ihrer Umgebung gründlich zu inspizieren. Gelegentlich trifft man dabei unternehmungslustige Slowaken, die mit Campingmatten zwischen den Mauerresten übernachten.
    Die genannten Burgruinen und Burgen sind in meinem Buch beschrieben, eine Kombination mehrerer Burgruinen könnte Abschnitten folgender Route entsprechen:
Ort Burgruine Höhe Verfall, Bemerkungen
Bratislava-Devín Devín am Beginn des Karpatenbogens, Zusammenfluss von March und Donau
212 schon zur Zeit des Römischen und des Großmährischen Reiches befestigt, 1809 Sprengung durch Napoleonische Truppen, Museumsbetrieb
Plavecké Podhradie Plavecký hrad in den Kleinen Karpaten 400 1706 in den Kuruzenkriegen beschädigt
 Rozbehy Korlátka in den Kleinen Karpaten
455 um 1740 noch als Gefängnis benutzt
Podbranč Branč in den Kleinen Karpaten 475 nach 1752 verlassen
Čachtice Čachtice in den Kleinen Karpaten 375 ab 1585 unter Elisabeth Báthory, nach ihrem Tod 1614 unbewohnt, 1706 in den Kuruzenkriegen beschädigt, seltene Steppenpflanzen
Hrádok Tematín im Považský Inovec
564 1710 in den Kuruzenkriegen beschädigt
Beckov Beckov im Považský Inovec
245 1729 Brand, www.hrad-beckov.sk
Vršatské Podhradie Vršatec bei Pruské in den Weißen Karpaten
805 1708 explodierte das Pulverlager, Wanderweg zur Burgruine Lednica
Považská Bystrica Považský hrad am Fluss Waag
497 1698 geschleift
Súľov-Hradná Súľov in den Súľover Felsen
660 1550 Brand, nach 1780 unbewohnt, beliebte Wander- und Kletterwege
Hričovské Podhradie Hričov in den Súľover Felsen 564 ab dem Tod František I. Turzos 1574 etappenweiser Umzug der Adelsfamilie in das Schloss Bytča
Majer Lietava in den Súľover Felsen 635 ab 1641 Eigentumsstreitigkeiten
Strečno Strečno am Fluss Waag in der Kleinen Fatra 440 1698 geschleift, nach Rekonstruktion 1995 Museum
Strečno Starhrad am Fluss Waag in der Kleinen Fatra 475 ab ??? etappenweiser Umzug der Adelsfamilie in das Schloss Krasňany
Sklabinský Podzámok Sklabiňa bei Martin in der Großen Fatra
626 erst seit 1944 komplett unbewohnbar
Blatnica Blatnica in der Großen Fatra
658 1678 Brand, nach 1790 verlassen
Likava Likava bei Ružomberok im Chočgebirge 540 1670 und 1680 in den Kuruzenkriegen beschädigt, 1707 zerstört, Museumsbetrieb
Kalameny Liptovský hrad im Chočgebirge 993 1471 von Matthias Corvinus zerstört, höchste Burg der Slowakei, Blick auf Liptauer Stausee
Šášovské Podhradie Šášov am Fluss Gran
340 1677 in den Kuruzenkriegen beschädigt, Andesitfelsen
Žarnovica Revište am Fluss Gran 310 1678 in den Kuruzenkriegen beschädigt
Skýcova Hrušov im Tribetzgebirge 488 1708 in den Kuruzenkriegen zerstört
Jelenec Gýmeš im Tribetzgebirge
514 1618 und 1663 beschädigt, 1820 Rekonstruktion, seit 1919 endgültig verlassen
Uhrovské Podhradie Uhrovec im Rajetzer Gebirge 591 1848 Brand
    Genaue Angaben zu Entstehung und Verfall sind oft nur mit mehreren Jahreszahlen möglich. Zunächst wuchsen die Burgen durch Erweiterungen. Die militärische Bedeutung von Burgen ebenso wie von Stadtmauern verringerte sich allmählich mit zunehmender Verbreitung der Feuerwaffen. Nach Schäden durch Krieg oder Brand wurden jedoch manchmal Gebäudeteile weiterhin genutzt.