Herbstlaub: Bücher, Polen, Slowakei, Moldova

Titel

Moldova
Chişinău, ganz Bessarabien und Transdnestrien

    Eine Diskussion entwickelte sich vor allem darüber, ob die hierzulande geläufigsten Bezeichnungen Moldawien und Transnistrien verwendet werden sollten. Der Vertrieb sagte ja, denn damit würden sich wohl die besten Verkaufszahlen erzielen lassen. Die Bewohner dort bevorzugen jedoch eindeutig Namen, die nicht an die eine Fremdherrschaft erinnern. In Moldova rechts des landschaftsprägenden Flusses Dnister dominiert die rumänische Muttersprache, in Transdnestrien links des Flusses die russische. Entsprechend wird das ursprünglich russische Wort Moldawien in Moldova hauptsächlich mit der sowjetischen Epoche verknüpft, das ursprünglich rumänische Wort Transnistrien in Pridnestrovie mit der rumänischen Besatzung. Die Autoren hätten also im Zielgebiet ihr Gesicht verloren, wenn diese revanchistischen Begriffe auf den Titel gepackt worden wären. Weiterhin zur Wortwahl standen Moldau und Transdnestrien, letzteres ein Kompromiss aus Transnistrien und wenigstens der russischen Bezeichnung für den Fluss.
    Die Entscheidung fiel nicht ganz konsequent auf Moldova und Transdnestrien, eher auf einer Ebene gelegen hätten die Wortpaare Moldova und Pridnestrovie (ganz korrekt) beziehungsweise Moldawien und Transnistrien (ganz ignorant). Mit Pridnestrovie können aber nur Insider etwas anfangen, außerdem würde man das abtrünnige Gebiet mit seiner Eigenbezeichnung vielleicht zu sehr aufwerten. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass man vereinzelt auch auf die Eindeutschung Pridnestrowien stößt.
    Für den Fluss selbst hat sich im deutschsprachigen Raum die ukrainische Bezeichnung Dnister durchgesetzt, rumänisch heißt er Nistru und russisch Dnestr.
    Um die Verwirrung komplett zu machen und die Lesbarkeit zu erleichtern, wurde im Fließtext die vom Auswärtigen Amt bevorzugte Bezeichnung Moldau für Moldova verwendet.
    Dass Chişinău (eindeutiges Zentrum dieses Landstrichs) und Bessarabien (historische Bezeichnung) für entsprechend interessierte Leute als Signalworte im Titel auftauchen sollten, darüber bestand weniger Diskussionsbedarf. Allerdings fühlten sich die Autoren dadurch auch zur flächendeckenden Betrachtung Bessarabiens angespornt, was eine Mehrarbeit für zusätzliche Buchkapitel bedeutete. Touristisch nicht uninteressante Teile Bessarabiens liegen in der heutigen Ukraine, das betrifft nordwärts einen kleinen Zipfel bei Chotyn sowie südwärts die Gegend bis zur Schwarzmeerküste.
    Die heutige Gestalt Moldovas geht auf die Stalinzeit zurück, einerseits konstruierte erst Stalin das politische Gebilde Transdnestrien, anderseits schlug er Teile Bessarabiens der Ukraine zu.