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Einerseits besteht in Deutschland kein Mangel an Einkaufsmöglichkeiten, andererseits lernen wir auf unseren Reisen mitunter Kunsthandwerker und Bauern kennen, deren Produkte in Deutschland gar nicht oder nur zu einem Preis-Leistungs-Verhältnis völlig anderer Dimension erhältlich sind. Außerdem scheinen sich viele Reiseführer, Bildbände, Landkarten, Tonträger und Filme nach dem Geschmack echter Osteuropafreaks nicht für Ladengeschäfte in Deutschland zu lohnen. Sollten wir ein kleines Sortiment entsprechender Artikel anbieten?
Systemkritiker auf unseren Routen
Drei Beispiele für mutige Schriftsteller, deren Spuren bei unseren Reiseprogrammen unterwegs zu finden sind:
Auf seinen langen Wanderungen durch ein von Kriegen zerzaustes Europa entwickelte sich der Humanist Johann Gottfried Seume (1763-1810) zu einem Pionier des Nachhaltigen Tourismus. Bittere eigene Erfahrungen machten ihn zum geradlinigen Kämpfer gegen Ungerechtigkeiten. Seine berühmtesten Reiseberichte sind "Spaziergang nach Syrakus" (1802 von Sachsen bis Sizilien und zurück) sowie "Mein Sommer 1805" (rund um die Ostsee). Das Vorwort der aus Liebeskummer begonnenen Ostseeumrundung enthält Seumes berühmte Polemik gegen die entwürdigende Geschwindigkeit von Postkutschen.
Der vielseitige Exzentriker Ernst Theodor Amadeus Hoffmann (1776-1822) machte sich mit dem vieldeutigen Märchen "Meister Floh" sogar den kunstinteressierten Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. zum Feind. Seine erste Lebenshälfte verbrachte Hoffmann überwiegend jenseits der Oder. In dem von uns häufig besuchten Posen heiratete er die Polin Michaelina Rorer-Trzcinska. Über das Kennenlernen plante er noch kurz vor Lebensende den Roman "Timotheus Schnellpfeffers Flitterwochen vor der Hochzeit". Seit 2001 findet im Posener Opernhaus jährlich ein Hoffmann-Festival statt.
Auch Nikolai Wassiljewitsch Gogol (Николай Васильевич Гоголь, 1809-1852) reiste gern. Seine sorglose Kindheit verbrachte er auf einem Gutshof bei Poltawa. Zeitweise lebte er in Paris und Rom. Erzählungen wie "Abende auf dem Vorwerk bei Dikanka" (Вечера на хуторе близ Диканьки) vermischten in nie wieder erreichter Qualität das ukrainische Landleben mit traditionellen Volkssagen. Gogols sarkastische Beamtenkritik erreichte ihren Höhepunkt im zeitlosen Bühnenstück "Der Revisor" (Ревизор). Noch in der Endphase der DDR entfernten Zensoren eine aktualisierte Bearbeitung aus den Spielplänen. Mehrere Komponisten verwendeten Gogols Vorlagen für Opern.